Unfrosted – 90 Minuten Chaos

Wir schreiben das Jahr 1963.

Die zwei Unternehmen Kellogg’s und Post, die den Frühstücksmarkt in den USA dominieren, kämpfen erneut: Kellogg’s will die eigene Position als Nummer 1 behalten und Post versucht die Konkurrenz zu besiegen.

Der Film erzählt die Geschichte der Entwicklung des Pop-Tarts: Eine marmeladeartige Füllung, umhüllt von einer süßen Teigtasche, die meist getoastet wird. Ein damals wie heute revolutionäres Produkt mit einer enorm hohen Nachfrage.

Doch ganz real wird alles nicht dargestellt. Obwohl es Pop-Tarts tatsächlich gibt und diese Rivalität tatsächlich existierte, bzw. immer noch existiert, wird dieser Kampf um das süße Frühstücksgebäck nicht wirklich wahrheitsgemäß wiedergegeben.

Eine überzogene Darstellung der Tatsachen, der gezogene Vergleich mit dem Wettlauf ins All und die Verweise auf diverse kulturell signifikante (reale oder fiktive) Personen – Don Draper taucht auf und Andy Warhol wird zum Mörder – sind zwar minimal amüsant, reichen jedoch nicht aus, um als gute Storyline zu gelten.

Besonders im Skript fehlt zu viel: Interessante Charaktere, echte Comedy (weniger Slapstick) und plausible Geschehnisse. Hinzu kommt, dass einfach zu viel passiert – als würde man als Zuschauer:in nicht merken, wie mangelhaft das Gesampaket ist, wenn man einfach mehr Handlungsstränge reinwirft.

Dieses Chaos wird dadurch bestärkt, dass es eigentlich um nichts geht – ja, es geht um Pop-Tarts und zwei Rivalen, aber es gibt kein wirkliches Motiv.

Geht es um die 60er Jahre? Geht es um den Wettlauf ins All? Liebe? Hass? Gier? Werbekampagnen? Kapitalismus? Keines der Themen kann als wahre Leitidee identifiziert werden.

Ein absolutes Staraufgebot gab es aber: Von Christian Slater über Jon Hamm bis hin zu Hugh Grant waren enorm viele erstklassige Schauspieler:innen dabei. An ihrer Leistung gibt es auch tatsächlich, trotz des Skripts, nichts zu kritisieren. Ein Highlight ist, wie so oft, Max Greenfield, der seine Szenen ins nächste Level katapultieren konnte.

Von nichts kommt aber auch nichts – wenn die Charaktere auf dem Papier nur eindimensional sind, werden sie auch nur selten während der Aufnahmen zu einer interessanteren Figur. Dafür können jedoch die Darsteller:innen nichts. Diese haben wahrscheinlich zugesagt ohne das Skript zu lesen. Schließlich ist es Jerry Seinfeld! So eine Chance kann man sich nicht entgehen lassen – sollte man vielleicht.

Damit dieser Film nach etwas aussieht wurde, so scheint es, enorm viel ins Editing, die Effekte, Costume Design und Make-up investiert. Daher kommt auch der eine Punkt, der dieser Film erhält. Produziert und Regie geführt hat Jerry Seinfeld und war nebenher auch noch Co-Autor des Drehbuchs und einer der Hauptdarsteller im Film.

Es fühlt sich an wie ein Parody Film, wobei man nicht genau weiß, welcher Film genau parodiert wird. Eine nichtssagende Storyline – und man fragt sich was genau ist wahr, was unwahr und was wurde nur überspitzt dargestellt?

Jedoch merkt man, dass Seinfeld sich in diesem Metier wohlfühlt. An der Regieführung ist nichts auszusetzen. Kreative und außergewöhnliche Shots, die den Film aber nicht überladen. Sie wirken durchdacht und gekonnt eingesetzt.

Leider reicht dieser Punkt und die Masse an talentierten Schauspieler:innen trotzdem nicht, um diesen Film zu retten.

Im Bereich Regie mangelt es nicht an Kompetenzen, doch das Verfassen der Skripte sollte er in Zukunft vielleicht doch delegieren.


“Unfrosted” findet ihr (natürlich) auf Netflix.

Rating: ★☆☆☆☆


Titelbild: Dilillo, John (2024). “What’s the Deal with Unfrosted? Meet the Sweet Cast and Find Out”. https://www.netflix.com/tudum/articles/jerry-seinfeld-pop-tart-movie-cast. [Abgerufen: 01 Juni 2024].

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